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Ein unvergessliches Wochenende in Tschechien
Ich habe mich im letzten Jahr über die Einladung, die Spezialausstellung und die Clubschau für Border Collies in Tschechien zu richten, sehr gefreut.
War ich doch früher selbst sehr gerne als Aussteller auf die Clubshows des BCCCZ gefahren.
Ich hatte mir eine gute Meldezahl als auch viele qualitätsvolle Border Collies erwartet – und wurde nicht enttäuscht!
Die Meldezahlen waren phänomenal und an beiden Tagen beinahe gleich: knapp 100 Hündinnen und knapp 60 Rüden waren gemeldet.
Und obwohl unsere Meinungen über die Rüden meist stark differierten, wählte sowohl Milan Krinke (CZ) als auch ich denselben Hund zum Besten Rüden, bei den Hündinnen platzierten wir vielfach dieselben, da schienen wir uns sehr einig zu sein.
Ich durfte am Samstag die Hündinnen richten - und was soll ich sagen, ich war im Border Collie Himmel!
Jede Klasse strotzte vor Qualität. Es begann mit einer phantastischen Jugendklasse von 23 jungen Schönheiten allen Couleurs und Typs.
Als ich nach der Standbeurteilung alle „vorzüglichen“ Hündinnen zurück in den Ring bat (es hatte über 30°, weshalb ich die Wartenden in den Schatten geschickt hatte), erschien es mir fast unmöglich, mich auf nur 4 Platzierungen zu reduzieren.
Und dennoch trennte sich nach einigen Runden in der Gangwerkskontrolle schließlich die Spreu vom Weizen und ich fand meine vier Platzierten.
In der Zwischenklasse starteten 10 Hündinnen und ich fand eine sehr nette, typvolle Hündin mit einem noch unerfahrenen Handler.
In der Offenen Klasse erwarteten mich 21 Hündinnen, mein Herz lachte vor Freude!
Was für eine tolle Qualität! Wie viel Freude machte es, über diese wunderschönen, typvollen Hündinnen zu gehen. Nur wenige zeigten Probleme in der Hinterhand oder der Schulter.
In der Gebrauchshundeklasse erwarteten mich tolle acht Hündinnen. Meine Siegerin war ganz nach meinem Geschmack, vielleicht auch etwas altmodisch, allerdings in seiner allerbesten Bedeutung. Sie gewann meine Aufmerksamkeit, so wie sie sich in Bewegung setzte.
Balance in Perfektion.
Von nichts zu viel, alles da. Vielleicht ein wenig unscheinbar, so reduziert auf das Wesentliche. Perfekt in der Bewegung, tolles pacing, kein over-reaching, alle vier Pfoten immer am Boden, tadellose obere Linie, dennoch nicht steif, sondern athletisch und elastisch. Ausgewogene Winkelungen in der Front und der Hinterhand. Wunderschöne Kruppe, ein passendes Haarkleid, das den Blick auf ihre tadellose Anatomie frei lässt. Sie bewegte sich so mühelos mit einem maximalen Vortritt und Schub aus der Hinterhand.
Genau so möchte ich einen Border Collie sehen. Dieser Hund kann sich ökonomisch bewegen, alles passt zusammen, nichts stört dieses harmonische Bild.
Diese Hündin wurde meine beste Hündin.
In der Championklasse erwarteten mich 12 Hündinnen. Meine Entscheidung fiel auf eine sehr typvolle, mittelgroße Hündin, die sich tadellos bewegte. Ein wunderschöner Kopf mit hinreißendem Ausdruck zierte ihren harmonischen Körper.
Ihr folgte eine sehr hübsche, stehohrige, temperamentvolle Hündin, welche am zweiten Tag die Beste Hündin und der ich danach auch das BIS verlieh. Obwohl knapp geschlagen am Samstag, war sie dennoch, im Vergleich mit den Rüden, immer noch großartig.
Auch in der Veteranenklasse steckte ganz viel Qualität, ich entschied mich für eine sehr klassische und gut gebaute Tricolourhündin, welche am Ende des Tages unter Milan Krinke dann auch noch das BIS mit nach Hause nehmen durfte – und das im Alter von über 13 Jahren.
Die fleißigen Helfer des BCCCZ und wir zwei Richter verbrachten anschließend einen sehr netten und gemütlichen Sommerabend auf der Vereinsterrasse mit dem Blick auf das Ausstellungsgelände. Die meisten Aussteller nächtigen in ihren Fahrzeugen oder Zelten.
Uns bot sich ein schönes, idyllisches Bild von sehr, sehr vielen Hundeliebhabern, Enthusiasten und sich unser Rasse mit Haut und Haar Verschriebenen. Sogar Kleinkinder schwirrten abends noch in Pyjama und Schnuller umher und bekamen ihre Gutenachtmilch. Es erinnerte mich an meine eigene Kindheit und ich empfand es als Privileg, diese Stimmung miterleben zu dürfen. An diesem Abend lag Zufriedenheit, Freude und Freundschaft in der Luft. Wie großartig für alle, die daran teilhaben durften.
Am Sonntag durfte ich die Rüden und im Anschluss die Best in Show Bewerbe richten.
Die Qualität war bei weitem nicht so hoch wie tags zuvor, aber letztendlich hatte ich meistens vier recht ansehnliche Rüden platziert.
Ein paar Rüden waren zu substanzvoll und mit zu kräftigen Köpfen ausgestattet, viele zeigten schlechte Winkelungen in der Vor- und Hinterhand. Etlichen fehlte es einfach an Balance.
Ich musste eindringlicher suchen, aber ich fand in jeder Klasse ein bis vier wirklich nette Rüden.
Das Handling im Allgemeinen war wirklich hervorragend, ein wahrer Genuss für einen Richter. Auch der Charakter der Hunde war tadellos, es gab kein Geplänkel unter den Rüden, kein Zicken bei den Hündinnen.
Die Stimmung war auch am zweiten Tag grandios.
In der Jugendklasse war vom eher zierlichen Rüden bis hin zum typfremden, eher der FCI Gruppe 2 zuzuordnenden Rüden in jeder möglichen Farbe, alles vorhanden.
Letztendlich entschied ich mich für einen chocolatefarbenen, erst 11 Monate alten Rüden, er war für mich der typischste Hund, völlig seinem Alter entsprechend entwickelt, harmonisch und korrekt, sehr moderat in allen Teilen. Aber genau so stelle ich mir einen jungen Rüden vor, der seine ganze Pracht erst im Alter von 4 – 5 Jahren zeigen wird – und nicht bereits mit 2 Jahren beginnt, an Qualität zu verlieren.
Die Championklasse der Rüden war qualitativ hoch und ich fand einen fantastischen, sehr typvollen Läufer.
Im Rennen um den besten Rüden verlor er allerdings gegen einen jüngeren aus der Zwischenklasse, der dann dennoch einen Tick mehr Balance im Körper zeigte.
Das line-up für den Besten Rüden entlockte mir am zweiten Tag, der zwar eine niedrigere Meldezahl, jedoch mir mehr Anstrengung abverlangte, dann trotzdem wieder ein breites Grinsen. Ich konnte wieder zufrieden sein.
Nach einer kurzen Pause warteten am Nachmittag dann die BIS Bewerbe auf mich.
Beim Best Baby entschied ich mich für einen sehr typvollen, zukunftsträchtigen Rüden, dessen Entwicklung ich bestimmt im Auge behalten werde.
Für den besten Hund der Jugendklassen freute ich mich über dieselbe Junghündin, der ich am Vortag schon die Jugendbeste gegeben hatte und die ich dem Rüden letztendlich vorzog. Nach den Bewerben wurde mir erzählt, dass ich aus 35 Jugendhunden beiderlei Geschlechts Schwester und Bruder mit dem Prädikat „Jugendbeste/r“ auszeichnete, obwohl nicht einmal von derselben Farbe.
Es waren zwei qualitätsvolle Veteranen im Ring, ich entschied mich für die Hündin.
Aus all diesen schönen Hunden sollte ich nun den Best in Show wählen.
Und ich entschied mich für die Beste Hündin von Milan Krinke. Sie war am Vortag in der Championklasse meine V2, Res.CAC Hündin. Aber auch sie war von so großer Klasse, dass sie in meinen Augen eine sehr würdige Gewinnerin dieser großartigen und großen Veranstaltung war.
Jedem, der überlegt, einmal eine tolle Freiluftausstellung in Tschechien zu besuchen, kann ich nur raten: nichts wie hin! Tschechien ist zweifelsohne eine Reise wert!
Es war ein Erlebnis für mich, ich durfte wunderbare Menschen kennenlernen und habe fantastische Border Collies gesehen.
Ich möchte mich ganz herzlich für die wunderschönen Fotos, zur Verfügung gestellt von Ondřej Vacula und Lukáš Lang, bedanken.
Lisi Ertl
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